Arnold Schönberg – Leben, Werk und Vermächtnis eines musikalischen Revolutionärs

Arnold Schönberg, geboren am 13. September 1874 in Wien, war ein österreichisch-amerikanischer Komponist, Musiktheoretiker, Lehrer, Maler und Schriftsteller. Er gilt als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts und als Begründer der Zwölftonmusik, einer radikalen Kompositionsmethode, die das musikalische Denken nachhaltig veränderte. Schönberg stand im Zentrum der Zweiten Wiener Schule und prägte Generationen von Komponisten wie Alban Berg, Anton Webern und Hanns Eisler.
Sein Leben war geprägt von künstlerischer Innovation, politischem Exil und einer unerschütterlichen Überzeugung, dass Musik stets weiterentwickelt werden müsse. Durch seine Emigration in die USA im Jahr 1933, bedingt durch die nationalsozialistische Verfolgung, brachte er seine Ideen auch in die amerikanische Musikszene ein und beeinflusste dort zahlreiche Komponisten und Musiker.
Arnold Schönberg – Steckbrief
- Name: Arnold Schönberg (engl. Schoenberg)
- Geburtsdatum: 13. September 1874
- Geburtsort: Wien, Österreich-Ungarn
- Sterbedatum: 13. Juli 1951
- Sterbeort: Los Angeles, Kalifornien, USA
- Beruf: Komponist, Musiktheoretiker, Lehrer, Maler, Schriftsteller
- Musikalische Epoche: Spätromantik, Moderne
- Bekannt für: Erfindung der Zwölftonmusik (Dodekaphonie)
- Bedeutende Schüler: Alban Berg, Anton Webern, Hanns Eisler
- Familienstand: Zweimal verheiratet, fünf Kinder
Kindheit und frühe Jahre
Schönberg wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Wien auf. Sein Vater starb früh, und so übernahm seine Mutter eine zentrale Rolle in seiner Erziehung. Schon als Jugendlicher zeigte er außergewöhnliche musikalische Begabung. Ohne formale akademische Ausbildung erlernte er das Violin- und Cello-Spiel und begann schon früh, eigene Kompositionen zu verfassen.
Er orientierte sich zunächst an der spätromantischen Tradition von Johannes Brahms und Richard Wagner, doch schon bald entwickelte er seinen eigenen, unverwechselbaren Stil.
Arnold Schönbergs Kinder und Familie
Arnold Schönberg war zweimal verheiratet.
- Erste Ehe:
- 1901 heiratete er Mathilde von Zemlinsky, die Schwester seines Komponistenfreundes Alexander von Zemlinsky.
- Kinder aus dieser Ehe: Gertrud Schönberg und Georg Schönberg.
- Mathilde starb 1923, was für Schönberg ein tiefer persönlicher Verlust war.
- Zweite Ehe:
- 1924 heiratete er Gertrud Kolisch, die Schwester seines Schülers Rudolf Kolisch.
- Kinder aus dieser Ehe: Nuria (1932), Ronald (1937) und Lawrence (Larry) (1941).
- Nuria heiratete später den italienischen Komponisten Luigi Nono, womit sich Schönbergs musikalisches Erbe auch in der Familie fortsetzte.
Seine Kinder spielten eine wichtige Rolle bei der Bewahrung seines Werkes, insbesondere nach seinem Tod im Jahr 1951.
Die Erfindung der Zwölftonmusik
Die Zwölftonmusik oder Dodekaphonie ist untrennbar mit Schönbergs Namen verbunden. Ab etwa 1921 entwickelte er diese radikale Kompositionsmethode, bei der alle zwölf Töne der chromatischen Tonleiter gleichberechtigt behandelt werden.
Die Grundidee:
- Es gibt eine Reihe aus allen zwölf Tönen.
- Kein Ton darf vor dem Erscheinen aller anderen Töne wiederholt werden.
- Diese Reihe kann in verschiedenen Formen (Original, Umkehrung, Krebs, Krebsumkehrung) und Transpositionen verwendet werden.
Ziel war es, das traditionelle tonale Zentrum zu überwinden und eine neue, strukturierte Form der Atonalität zu schaffen.
Obwohl die Zwölftonmusik zunächst auf Widerstand stieß, wurde sie später von zahlreichen Komponisten übernommen und gilt heute als Meilenstein der Musikgeschichte.
Arnold Schönbergs bekanntestes Werk
Die Frage nach Schönbergs „bekanntestem Werk“ ist nicht eindeutig zu beantworten, da er in verschiedenen musikalischen Phasen gearbeitet hat. Dennoch zählen folgende Kompositionen zu seinen bedeutendsten:
- „Verklärte Nacht“ (1899) – ein spätromantisches Streichsextett, das oft als Meisterwerk seiner frühen Phase bezeichnet wird.
- „Pierrot Lunaire“ (1912) – ein bahnbrechendes Werk für Stimme und Kammerensemble, das Sprechgesang (Sprechstimme) einsetzt.
- „Gurre-Lieder“ (vollendet 1911) – monumentales Werk mit Orchester, Chor und Solisten, das seine Wurzeln in der Spätromantik hat.
- „Ein Überlebender aus Warschau“ (1947) – ein tief bewegendes Melodram über den Holocaust.
Jedes dieser Werke zeigt eine andere Facette seines Schaffens – von romantischer Emotionalität bis zu politischer und sozialer Stellungnahme.
Hanns Eisler und Arnold Schönberg
Hanns Eisler, einer der bedeutendsten politischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, war zwischen 1919 und 1923 Schüler Schönbergs in Berlin. Unter Schönbergs Anleitung erlernte Eisler Kontrapunkt, Harmonie und kompositorische Strenge.
Trotz großer Wertschätzung trennten sich ihre Wege später. Eisler entwickelte einen politisch engagierten, oft volksnahen Musikstil, der sich bewusst von der strengen Zwölftontechnik entfernte. Schönberg hingegen hielt an seiner strukturierten Methode fest.
Trotz künstlerischer Differenzen verband beide ein tiefes gegenseitiges Verständnis. Schönberg nannte Eisler einen seiner begabtesten Schüler, während Eisler Schönberg als „den größten modernen bürgerlichen Komponisten“ bezeichnete.
Schönbergs Einfluss auf die Musikgeschichte
Arnold Schönberg prägte die Musik des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer. Sein Beitrag bestand nicht nur in der Erfindung der Zwölftonmusik, sondern auch in seiner Rolle als Lehrer, Theoretiker und Künstler.
- Als Lehrer: Er inspirierte Komponisten wie Berg, Webern, Eisler und viele andere.
- Als Theoretiker: Seine Schriften wie „Harmonielehre“ sind bis heute einflussreich.
- Als Maler: Weniger bekannt ist, dass Schönberg auch in der bildenden Kunst aktiv war und im Expressionismus eigenständige Werke schuf.
Sein Einfluss ist in der klassischen Musik, der Filmmusik, der Avantgarde und selbst in modernen Kompositionsmethoden noch spürbar.
Späte Jahre und Tod
1933 emigrierte Schönberg aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung zunächst nach Paris und später in die USA. Dort lehrte er unter anderem an der University of California in Los Angeles (UCLA).
Sein Lebensabend war geprägt von gesundheitlichen Problemen, doch er komponierte weiterhin und unterrichtete. Am 13. Juli 1951 starb Arnold Schönberg in Los Angeles – ironischerweise an einem Freitag, den 13., ein Datum, vor dem er große abergläubische Furcht hatte.
Fazit
Arnold Schönberg war mehr als nur ein Komponist – er war ein musikalischer Visionär, der die Grenzen der Tonalität sprengte und eine neue Epoche der Musik einläutete. Sein Vermächtnis lebt in seinen Werken, seinen Schülern und seiner revolutionären Theorie weiter. Wer die Musik des 20. Jahrhunderts verstehen will, kommt an Schönberg nicht vorbei.
Sein Leben steht für Mut zur Innovation, kompromisslose künstlerische Haltung und die Fähigkeit, Traditionen zu hinterfragen und Neues zu schaffen.
Dieser Artikel wurde recherchiert und verfasst für den Blog “Ingo Politz – Der Soundmacher hinter Deutschlands Popmusik“