Christian von Hirschhausen – Energieökonom, TU-Berlin-Professor und Kritiker der Atomkraft
Wer ist Christian von Hirschhausen?
Christian von Hirschhausen ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, der seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Stimmen in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Wirtschaftspolitik zählt. Geboren am 7. März 1964 in Frankfurt am Main, gehört er zu den führenden Experten für Energieökonomik und nachhaltige Infrastrukturpolitik. Heute ist er Professor an der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) und Forschungsdirektor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Er ist der Bruder des bekannten Arztes, Moderators und Autors Eckart von Hirschhausen, doch während dieser in den Medien für medizinische Aufklärung steht, wirkt Christian von Hirschhausen im wissenschaftlichen und politischen Hintergrund – als Denker und Berater für nachhaltige Energiepolitik in Deutschland und Europa.
Ausbildung und akademischer Werdegang
Christian von Hirschhausen studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin und schloss sein Studium 1989 als Diplom-Ingenieur ab. Schon früh interessierte er sich für die Schnittstelle zwischen Technik, Wirtschaft und gesellschaftlicher Entwicklung. Seine internationale Perspektive wurde während eines Masterstudiums in Volkswirtschaftslehre an der University of Colorado at Boulder erweitert.
Im Jahr 1995 promovierte er an der École des Mines de Paris, einer der renommiertesten technischen Hochschulen Europas. Seine Dissertation befasste sich mit den ökonomischen Transformationsprozessen in Osteuropa nach dem Ende des Kalten Krieges – insbesondere mit der Privatisierung von Staatsbetrieben und der Umstrukturierung der Energie- und Verkehrssektoren.
Nach seiner Promotion folgte die Habilitation in Volkswirtschaftslehre an der TU Berlin (2002). Kurz darauf übernahm er dort den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP), den er bis heute innehat. Zwischenzeitlich war er auch Professor an der TU Dresden auf dem DREWAG-Stiftungslehrstuhl für Energiewirtschaft.
Seine Ausbildung und internationale Erfahrung machten ihn zu einem gefragten Experten in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Forschungsschwerpunkte
Christian von Hirschhausen verbindet wirtschaftliche Theorie mit praktischer Infrastruktur- und Energiepolitik. Seine Forschung konzentriert sich auf Themen, die für die Zukunft Europas zentral sind:
- Energieökonomik und Energiewende – Er analysiert Energiemärkte, Investitionen in erneuerbare Energien und die Dekarbonisierung der Wirtschaft.
- Infrastruktur- und Netzwirtschaft – Seine Arbeiten befassen sich mit Regulierung, Finanzierung und Effizienz öffentlicher Versorgungsnetze wie Strom, Gas, Verkehr und Telekommunikation.
- Industrie- und Wettbewerbspolitik – Er untersucht Marktstrukturen und Wettbewerbsdynamiken in Sektoren, die historisch von Monopolen geprägt waren.
- Internationale Energiepolitik – Seine Modelle und Analysen werden häufig in europäischen Energieprojekten genutzt, um Wege zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu simulieren.
Von Hirschhausen verbindet wissenschaftliche Strenge mit politischer Praxisnähe. Seine Studien und Stellungnahmen fließen regelmäßig in öffentliche Debatten ein, insbesondere zur deutschen Energiewende und europäischen Klimapolitik.
Haltung zur Atomkraft
Ein zentrales Thema in seiner Arbeit ist die kritische Auseinandersetzung mit der Atomkraft. Christian von Hirschhausen gilt als einer der konsequentesten Kritiker der Kernenergie in Deutschland. Für ihn ist Atomkraft weder ökonomisch sinnvoll noch ökologisch verantwortbar.
Er betont, dass Atomenergie weltweit hohe Kosten verursacht, die Sicherheitsrisiken nie vollständig beherrschbar sind und ungelöste Entsorgungsfragen bleiben. In zahlreichen Interviews und Publikationen argumentiert er, dass jeder Euro, der in Atomkraft fließt, ein Euro weniger für die Energiewende ist.
Sein Buch „Atomenergie – Geschichte und Zukunft einer riskanten Technologie“ (2023) fasst diese Haltung zusammen. Darin beschreibt er die Entwicklung der Atomkraft von den 1950er-Jahren bis heute und zeigt auf, warum sie aus seiner Sicht keine Zukunftstechnologie ist. Seine Thesen sind pointiert, wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig gesellschaftlich relevant.
Mit dieser klaren Haltung positioniert sich von Hirschhausen gegen einen internationalen Trend, der in manchen Ländern wieder verstärkt auf Atomenergie setzt. Für ihn ist die Zukunft eindeutig erneuerbar, dezentral und nachhaltig.
Christian von Hirschhausen an der TU Berlin
Seit 2009 leitet Christian von Hirschhausen an der Technischen Universität Berlin das Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP). Dort unterrichtet er Studierende aus den Studiengängen Wirtschaftsingenieurwesen, Energie- und Umweltmanagement sowie Volkswirtschaftslehre.
Unter seiner Leitung hat sich das WIP zu einem der führenden Forschungszentren für Energie- und Infrastrukturfragen entwickelt. Seine Lehrveranstaltungen verbinden theoretische Grundlagen mit aktuellen politischen Herausforderungen – von der Liberalisierung der Energiemärkte bis zu Fragen globaler Klimapolitik.
Neben der Lehre ist er Forschungsdirektor am DIW Berlin, wo er internationale Projekte zur Energie- und Industriepolitik koordiniert. Zu seinen Forschungsinitiativen gehören Modelle wie GENeSYS-MOD, die weltweit Szenarien für eine fossilfreie Zukunft berechnen.
Veröffentlichungen und wissenschaftliche Arbeiten
Christian von Hirschhausen hat zahlreiche Bücher, Aufsätze und Gutachten veröffentlicht. Zu seinen wichtigsten Werken zählen:
- Vom sozialistischen VEB zum kapitalistischen Unternehmen – eine Analyse der wirtschaftlichen Transformation in Osteuropa.
- Modernizing Infrastructure in Transformation Economies – über den Aufbau moderner Infrastrukturen in Transformationsstaaten.
- Atomenergie – Geschichte und Zukunft einer riskanten Technologie – sein bekanntestes Werk, in dem er die Risiken und Grenzen der Atomkraft kritisch beleuchtet.
Darüber hinaus ist er Mitherausgeber und Gutachter für wissenschaftliche Zeitschriften im Bereich Energieökonomik und Infrastrukturmanagement. Seine Forschung wird regelmäßig von internationalen Institutionen wie der Europäischen Kommission, der Weltbank und Energieagenturen zitiert.
Privatleben und Familie
Zum Privatleben von Christian von Hirschhausen, insbesondere zu seiner Ehefrau oder Partnerschaft, gibt es keine öffentlich zugänglichen Informationen. Er hält sein persönliches Leben konsequent aus der Öffentlichkeit heraus.
Bekannt ist lediglich, dass er aus einer traditionsreichen deutschbaltischen Familie stammt und der Bruder von Eckart von Hirschhausen ist. Diese familiäre Verbindung wird gelegentlich in Medien erwähnt, spielt jedoch in seiner wissenschaftlichen Arbeit keine Rolle.
Einfluss und öffentliche Wahrnehmung
Christian von Hirschhausen hat sich als einer der wichtigsten Vordenker der deutschen Energiewende etabliert. Seine Analysen und politischen Empfehlungen werden von Ministerien, Forschungsinstituten und Medien gleichermaßen aufgegriffen. Er gilt als kritischer, aber konstruktiver Denker – jemand, der wirtschaftliche Vernunft mit ökologischer Verantwortung verbindet.
Mit seinem interdisziplinären Ansatz – Technik, Ökonomie und Gesellschaft im Zusammenhang zu betrachten – prägt er Generationen von Studierenden und Forschern. Sein Engagement für eine nachhaltige Energieversorgung zeigt sich in seiner Mitarbeit an Projekten wie dem Holocene Project, das auf eine ökologische Stabilisierung unserer Zivilisation zielt.
Seine wissenschaftliche Autorität macht ihn zu einer gefragten Stimme in politischen Debatten – sei es über Energiepreise, Klimaziele oder Infrastrukturstrategien. Dabei bleibt seine Botschaft klar: Die Zukunft liegt nicht in fossilen oder nuklearen Alttechnologien, sondern in intelligenten, nachhaltigen Systemen.
Christian von Hirschhausen heute
Mit über 60 Jahren ist Christian von Hirschhausen heute nicht nur ein erfahrener Wissenschaftler, sondern auch ein Mentor und Impulsgeber für eine neue Generation von Energie- und Infrastrukturökonomen. Seine Arbeit an der TU Berlin und im DIW Berlin bleibt wegweisend – sowohl für akademische Forschung als auch für praktische Politikberatung.
Er steht exemplarisch für eine Generation von Forschern, die Wissenschaft als Werkzeug gesellschaftlicher Veränderung begreift. Durch seine klaren Analysen, seine kritische Haltung gegenüber der Atomkraft und sein Engagement für nachhaltige Energien trägt er entscheidend dazu bei, die Energiewende in Deutschland und Europa wissenschaftlich zu fundieren.
Fazit
Christian von Hirschhausen ist mehr als nur ein Wissenschaftler – er ist ein Gestalter der Energiewende, ein Lehrer, ein Analytiker und ein Mahner. Seine Karriere zeigt, wie eng wirtschaftliches Denken und ökologische Verantwortung verbunden sein können.
Geboren 1964 in Frankfurt am Main, ausgebildet an führenden Universitäten und forschend an der TU Berlin, steht er für wissenschaftliche Klarheit und gesellschaftliches Engagement. Sein Wirken beweist, dass die großen Fragen unserer Zeit – Energie, Klima, Infrastruktur – nicht getrennt voneinander, sondern nur gemeinsam gelöst werden können.
Dieser Artikel erschien auf Wissen Themen, dem Blog für fundierte Einblicke in Forschung, Wissenschaft und gesellschaftliche Entwicklung.
Sie können auch lesen: Andreas Veauthier – Der Architekt hinter nachhaltiger Vision und privatem Glück mit Marietta Slomka


