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Gabriele Seyfert – Vom Eis zur Legende: Die Geschichte einer deutschen Eiskunstlauf-Ikone

Wer ist Gabriele Seyfert?

Gabriele Seyfert, oft liebevoll „Gaby“ genannt, zählt zu den größten Eiskunstläuferinnen Deutschlands. Geboren am 23. November 1948 in Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt), war sie eine prägende Figur des DDR-Sports und schrieb Eiskunstlaufgeschichte. Als zweifache Weltmeisterin (1969 und 1970), Olympia-Silbermedaillengewinnerin (1968) und mehrfache Europameisterin gilt sie bis heute als eine der talentiertesten und technisch fortschrittlichsten Läuferinnen ihrer Zeit.
Ihre Karriere war ebenso glanzvoll wie komplex – zwischen sportlichem Ruhm, politischer Realität der DDR und privater Suche nach einem selbstbestimmten Leben.

Frühes Leben und Eltern – Gabriele Seyferts Herkunft

Gabriele wurde in eine sportbegeisterte Familie hineingeboren. Ihre Mutter Jutta Müller (geb. Lötzsch) war nicht nur ihre wichtigste Bezugsperson, sondern auch ihre Trainerin – eine der erfolgreichsten Eiskunstlauf-Trainerinnen der Welt. Ihr Vater Wolfgang Seyfert war der erste Ehemann von Jutta Müller. Aus dieser Ehe ging Gabriele hervor, die früh auf dem Eis stand und schon als kleines Mädchen Talent, Ausdruckskraft und Disziplin zeigte.
Unter der strengen, aber liebevollen Führung ihrer Mutter lernte sie nicht nur das technische Handwerk des Eiskunstlaufs, sondern auch den unbedingten Willen zum Sieg. Schon als Kind trainierte sie täglich stundenlang und nahm an nationalen Wettkämpfen teil – die Grundlagen für eine beispiellose Karriere.

Aufstieg zur Weltspitze

Gabriele Seyfert dominierte in den 1960er-Jahren den Eiskunstlauf in der DDR. Zwischen 1961 und 1970 gewann sie zehnmal in Folge die DDR-Meisterschaft, ein Rekord, der bis heute unerreicht ist.
Ihr internationaler Durchbruch gelang bei der Europameisterschaft 1967, die sie gewann, und spätestens bei den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble, wo sie die Silbermedaille holte. Zwei Jahre später – 1969 und 1970 – wurde sie zweifache Weltmeisterin, womit sie endgültig in den Kreis der größten Läuferinnen der Geschichte aufstieg.

Technisch war Seyfert ihrer Zeit weit voraus. Sie war die erste Frau der Welt, die in einem Wettbewerb einen dreifachen Rittberger (Triple Loop) stand – ein Kunststück, das erst viele Jahre später international zum Standard wurde. Ihre Programme verbanden technische Präzision mit künstlerischer Ausdrucksstärke – eine Kombination, die ihr Publikum wie Preisrichter gleichermaßen begeisterte.

Das Ende einer Karriere und der Schatten der Politik

Trotz ihres Erfolges musste Gabriele Seyfert ihre aktive Laufbahn früh beenden. 1970, im Alter von nur 21 Jahren, trat sie vom Leistungssport zurück. Viele vermuteten persönliche und politische Gründe: Als Sportlerin der DDR war sie den strengen Vorschriften des Staates unterworfen, der internationale Engagements nur selten erlaubte.
So durfte sie beispielsweise nicht bei „Holiday on Ice“ auftreten, obwohl ihr lukrative Angebote aus dem Westen vorlagen. Diese Restriktionen frustrierten sie zutiefst, denn sie wollte ihre Kunst auf der ganzen Welt zeigen. Nach ihrer aktiven Zeit arbeitete sie zeitweise als Trainerin und Dolmetscherin.

Gabriele Seyfert und die Stasi – eine umstrittene Vergangenheit

Wie viele DDR-Sportler jener Zeit war auch Seyfert in das System der Staatssicherheit eingebunden. Nach der Wende wurde bekannt, dass sie unter dem Decknamen „IM Perle“ als inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi geführt wurde.
Die Enthüllung war ein schwerer Schlag für ihr öffentliches Bild, doch viele Historiker weisen darauf hin, dass Sportlerinnen in der DDR kaum eine Wahl hatten, wenn sie reisen und international auftreten wollten. In Interviews hat Seyfert später betont, dass sie sich nicht als „Spitzel“ verstand, sondern lediglich versuchte, in einem schwierigen System ihre Karriere aufrechtzuerhalten.

Privates Leben – Partner und Kinder

Auch ihr Privatleben war von Höhen und Tiefen geprägt. 1972 heiratete Gabriele Seyfert den Eistänzer Eberhard Rüger, mit dem sie eine Tochter, Sheila Rüger, bekam (geboren 1974). Doch die Ehe hielt nur wenige Jahre und wurde 1975 geschieden.
Später heiratete sie erneut: Ihr zweiter Ehemann war Jochen Messerschmidt, ein Ingenieur. Auch diese Ehe endete nach einiger Zeit. 2011 fand Seyfert schließlich in ihrem dritten Mann, Egbert Körner, ihr persönliches Glück – die beiden gaben sich auf Hawaii das Jawort.

Trotz ihrer wechselvollen Lebensgeschichte pflegt sie bis heute ein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter und lebt weitgehend zurückgezogen.

Gabriele Seyfert heute

Heute, im Jahr 2025, ist Gabriele Seyfert 76 Jahre alt. Sie lebt nach Informationen aus Medienberichten in Berlin-Karow und tritt nur noch selten öffentlich auf. Nach Jahrzehnten des Rampenlichts genießt sie die Ruhe und arbeitet gelegentlich an Projekten, die mit Kunst und Eiskunstlauf verbunden sind.
Anlässlich ihres 75. Geburtstages 2023 erschienen zahlreiche Artikel in deutschen Medien, die ihre Karriere würdigten. Sie gilt als Symbolfigur einer Ära, in der Sport in der DDR nicht nur Wettkampf, sondern auch Politik war.

Ihr Vermächtnis bleibt unbestritten: Gabriele Seyfert hat Generationen von Läuferinnen inspiriert und den Weg für spätere deutsche Stars wie Katarina Witt geebnet, die wiederum von ihrer Mutter Jutta Müller trainiert wurde. Damit wurde Seyfert indirekt zu einer Mentorin einer neuen Eislauf-Generation.

Das Verhältnis zu ihrer Mutter Jutta Müller

Das Verhältnis zwischen Gabriele Seyfert und ihrer Mutter Jutta Müller war zugleich eng und schwierig. Als Trainerin war Müller streng, fordernd und unnachgiebig. Sie trieb ihre Tochter zu Höchstleistungen, manchmal bis zur Erschöpfung.
Gabriele selbst sagte später in Interviews, dass sie ihre Mutter zwar bewundere, aber das Verhältnis oft von Pflichtgefühl statt Zuneigung geprägt war. Nach dem Karriereende kühlte der Kontakt eine Zeitlang ab, bevor beide sich später wieder annäherten.
Jutta Müller starb im November 2023 im Alter von 94 Jahren, nur wenige Tage vor dem 75. Geburtstag ihrer Tochter. Viele Nachrufe erinnerten daran, dass beide Frauen untrennbar miteinander verbunden waren – sportlich wie emotional.

Künstlerische Seite und Nachwirkung

Seyfert war mehr als nur eine Sportlerin – sie war eine Künstlerin auf dem Eis. Ihre Choreografien, Gesichtsausdrücke und musikalische Interpretation unterschieden sie von den meisten Konkurrentinnen. Noch heute sprechen Experten von ihrer „dramatischen Präsenz“ und ihrer Fähigkeit, Emotionen in Bewegung zu verwandeln.
Sie kombinierte klassische Musik mit moderner Interpretation, was in den 1960er-Jahren revolutionär war. Viele Trainerinnen und Choreografen verweisen heute auf ihre Programme als Vorläufer des modernen „Artistic Skating“.

Gabriele Seyfert – eine Frau zwischen Ruhm und Regime

Die Geschichte von Gabriele Seyfert ist auch die Geschichte einer Frau zwischen zwei Welten: Ruhm und Einschränkung, Freiheit und Kontrolle. Sie repräsentierte das Beste des DDR-Sports, musste aber gleichzeitig dessen politische Last tragen.
Trotz aller Konflikte bleibt sie eine der bedeutendsten Sportlerinnen Deutschlands. Ihr Name steht für Disziplin, Eleganz und Mut – für eine Generation, die ihre Träume unter den Bedingungen eines Systems verwirklichen musste, das kaum persönliche Freiheit kannte.

Vermächtnis

Heute gilt Gabriele Seyfert als Legende. Sie hat Maßstäbe gesetzt – technisch, künstlerisch und menschlich. Viele ihrer Sprünge und choreografischen Ideen sind inzwischen Standard im internationalen Eiskunstlauf.
Ihr Leben, geprägt von Triumph und Tragik, bleibt ein faszinierendes Kapitel deutscher Sportgeschichte – eines, das in der Erinnerung weiterlebt und von neuen Generationen wiederentdeckt wird.

Schlussgedanke

Gabriele Seyfert war nicht nur eine herausragende Athletin, sondern auch eine außergewöhnliche Frau, die in schwierigen Zeiten Stärke und Leidenschaft bewies. Ihre Geschichte ist ein Spiegel der deutschen Nachkriegsgeschichte und zeigt, wie Sport, Kunst und Politik untrennbar verbunden sein können.

Dieser Artikel wurde verfasst für das Blog-Magazin Wissen Themen, das sich der spannenden Biografien bedeutender Persönlichkeiten widmet.

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