Hanns Eisler – Leben, Werk und Vermächtnis eines politischen Komponisten

Wer ist Hanns Eisler?
Hanns Eisler, geboren als Johannes Eisler am 6. Juli 1898 in Leipzig und gestorben am 6. September 1962 in Ost-Berlin, zählt zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Als Schüler von Arnold Schönberg entwickelte er eine eigenständige musikalische Sprache, die politische Überzeugungen und avantgardistische Kompositionstechniken miteinander verband. Eisler war nicht nur Musiker, sondern auch Theoretiker, Pädagoge und politischer Aktivist.
Er wurde vor allem für seine Arbeiter- und Kampflieder, seine enge Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Bertolt Brecht sowie für die Komposition der Nationalhymne der DDR, „Auferstanden aus Ruinen“, bekannt. Sein Werk zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus – von Kammermusik über Orchesterwerke bis hin zu Filmmusiken und politischen Chören.
Sein Leben war geprägt von Exil, politischen Verfolgungen und künstlerischem Engagement. Aufgrund seiner kommunistischen Haltung wurde er in den USA während der McCarthy-Ära verfolgt und schließlich ausgewiesen. In der DDR fand er eine neue Heimat und wurde dort zu einer Schlüsselfigur des kulturellen Lebens.
Frühes Leben und musikalische Ausbildung
Hanns Eisler wuchs in einer intellektuellen Familie auf – sein Vater war Philosoph und seine Mutter Musikerin. Die Familie zog früh nach Wien, wo er 1919 begann, bei Arnold Schönberg zu studieren. Unter Schönberg erlernte Eisler die Zwölftontechnik, entfernte sich jedoch später von deren strenger Anwendung, um eine volksnahe, verständliche Musik zu schaffen, die auch für politische Zwecke genutzt werden konnte.
Früh entwickelte er den Anspruch, Musik als Werkzeug für gesellschaftliche Veränderung zu sehen. Schon in den 1920er Jahren komponierte er Lieder, die in Arbeiterchören und politischen Veranstaltungen aufgeführt wurden.
Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht

Eine der prägendsten künstlerischen Partnerschaften Eislers war die mit Bertolt Brecht. Gemeinsam entwickelten sie ein neues Verständnis von politischem Theater, in dem Musik nicht nur untermalend, sondern als gleichberechtigtes Ausdrucksmittel fungierte.
Zu ihren bekanntesten gemeinsamen Werken gehören:
- „Die Maßnahme“ (1930)
- „Die Mutter“ (1932)
- Zahlreiche Brecht-Lieder wie „Solidaritätslied“ oder „Einheitsfrontlied“
Diese Werke verbanden einfache, eingängige Melodien mit klaren politischen Botschaften.
Exil und Rückkehr nach Deutschland
1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, emigrierte Eisler zunächst nach Frankreich, später in die USA. Dort komponierte er Filmmusiken für Hollywood-Produktionen und schrieb gemeinsam mit Theodor W. Adorno das einflussreiche Buch „Komposition für den Film“ (1947).
Doch seine Nähe zur Kommunistischen Partei brachte ihm in den USA Probleme: 1948 wurde er vor den House Un-American Activities Committee geladen und schließlich 1948/49 ausgewiesen. Eisler ging daraufhin nach Ost-Berlin, wo er zu einem führenden Kulturvertreter der DDR wurde.
Hanns Eisler Musikhochschule
Die heutige Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin ist ein bedeutendes Vermächtnis des Komponisten. Gegründet wurde sie 1950 als „Deutsche Hochschule für Musik“. Nach Eislers Tod im Jahr 1962 erhielt die Institution 1964 seinen Namen.
Die Hochschule gilt heute als eine der führenden Musikausbildungsstätten Europas und bietet ein breites Spektrum an Studiengängen in Klassik, zeitgenössischer Musik, Dirigieren, Komposition und Musikpädagogik. Sie pflegt eine enge Verbindung zu großen Berliner Orchestern und Theatern, wodurch Studierende praxisnah ausgebildet werden.
Hanns Eisler Todesursache
Hanns Eisler starb am 6. September 1962 im Alter von 64 Jahren an einem Herzinfarkt. Bereits 1960 hatte er einen ersten Herzinfarkt erlitten. Seine gesundheitlichen Probleme wurden verschärft durch starkes Rauchen – er konsumierte angeblich bis zu 100 Zigaretten pro Tag – sowie durch Alkohol, chronische Erschöpfung und schlechte Ernährung. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit arbeitete er bis zuletzt an Kompositionen.
Hanns Eisler Ehepartnerin
Eislers Privatleben war bewegt und spiegelte seine unstete Lebensweise wider:
- Charlotte Demant – Sängerin und politische Aktivistin, Ehe von 1920 bis zur Scheidung 1934.
- Louise Jolesch (geb. von Gosztony) – Heirat um 1936/37 im Exil; auch diese Ehe endete später in Scheidung.
Es gibt Hinweise auf eine dritte Ehe oder Partnerschaften, die jedoch weniger dokumentiert sind.
Hanns Eisler Werke
Eislers Werk ist äußerst umfangreich und umfasst:
- Über 500 Lieder (u. a. „Solidaritätslied“, „Einheitsfrontlied“)
- Orchesterwerke (z. B. Orchestersuiten, Symphonische Stücke)
- Kammermusik
- Filmmusik (über 40 Filmmusiken, u. a. für Hollywood und DEFA)
- Chorwerke
- Die DDR-Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“
Besonders hervorzuheben ist Eislers Fähigkeit, komplexe musikalische Ideen mit verständlichen Melodien zu verbinden, sodass seine Werke sowohl künstlerisch anspruchsvoll als auch für ein breites Publikum zugänglich waren.
Ingo Politz und Hanns Eisler
Ingo Politz, ein deutscher Musikproduzent und Schlagzeuger, studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Während es keine persönliche Zusammenarbeit zwischen ihm und Eisler geben konnte – Politz wurde lange nach Eislers Tod aktiv –, ist die Verbindung über die renommierte Bildungseinrichtung bedeutsam. Politz’ Karriere im Bereich Rock- und Popmusik zeigt, wie vielfältig die Ausbildung an dieser Hochschule ist, die Eislers Namen trägt.
Politisches Erbe und Nachwirkung
Hanns Eisler hinterließ nicht nur musikalische Meisterwerke, sondern auch ein starkes politisches Vermächtnis. Er verstand Musik als Waffe im Klassenkampf und setzte seine Kunst kompromisslos in den Dienst seiner Überzeugungen.
Sein Werk wird heute weltweit aufgeführt, und zahlreiche Aufnahmen dokumentieren die Spannbreite seiner Musik – von avantgardistischen Stücken bis zu eingängigen politischen Liedern. Die Hanns Eisler Musikhochschule in Berlin sorgt dafür, dass sein Name und sein künstlerisches Erbe lebendig bleiben.
Fazit
Hanns Eisler war mehr als ein Komponist – er war ein politischer Denker, ein musikalischer Visionär und eine prägende Figur des 20. Jahrhunderts. Seine Werke, seine Zusammenarbeit mit Brecht, seine Lehrtätigkeit und sein politisches Engagement machen ihn zu einer der faszinierendsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte.
Sein Name lebt in der Berliner Musikhochschule weiter, und seine Musik inspiriert noch immer Generationen von Musikern und politisch engagierten Künstlern.
Dieser Artikel wurde recherchiert und verfasst für den Blog Johannes Oerding: Der Poet der deutschen Popmusik.